Konzerte und so

Klangobjekte als Instrument

Drei Abende voller klangbasierter Künste und performativer Musik – interpretiert von erfinderischen Komponist:innen und Künstler:innen. Gespielt werden selbst gebaute Instrumente und Klangobjekte: umgebaute Spielzeuge, modifizierte Elektronik, Gemüse als Resonanzkörper, Lichtinstrumente und Musikroboter.

Kostet nix – unterstützt ausgefallene Kunst und Musik


PROGRAMM

DO / 20 h
674fm Konzertraum,
Ubierring 13

Erwin Stache & Benjamin Stache [more]

Christian Faubel [more]

MI / 19:30 h (Einlass 19 h) Turistarama,
Mauritiussteinweg 102

Marisol Jiménez [more]

THE KNOB, THE FINGER & THE IT  [more]

Tasos Stamou [more]

FR / 19:30 h (Einlass 19 h)
Alte Feuerwache Köln/Halle,
Melchiorstr. 3

Hye Young Sin [more]

Nicola L. Hein & Viola Yip [more]

Jens Brand & Sukandar Kartadinata [more]


ARTISTS


Erwin Stache & Benjamin Stache

© Georg Dietzler

Staches Klangsammelsurium
Objekte, Instrumente, Musikautomatik

Benjamin und Erwin Stache lassen alle möglichen und unmöglichen Instrumente erklingen. Sie bewegen sich mit Spielfreude und Experimentierlust an Schnittstellen von Musik, Dada und Technik. Was sich bewegen lässt, erzeugt einen Klang. Alltägliche Gegenstände und vertraute Objekte werden durch humorvolle Verfremdungen zu Klangmaschinen. Seltene Instrumente wie die Nyckelharpa oder Nagelgeige werden mit elektronischen Eigenkonstruktionen verknüpft, Papier rauscht, Luftpumpen schallen durch den Raum und das ein oder andere Überraschende mehr. Absurdes prägt dieses Programm voller wundersamen und spielerischen Momenten.

Erwin Stache (Beucha bei Leizig) ist Klangkünstler, Komponist und Erfinder einer Vielzahl ungewöhnlicher Klangobjekte – vom Leuchtstoffröhrensequenzer bis zur Murmelzither. Seine Arbeiten verbinden physikalisches und mechanisches Wissen mit musikalischem Witz und einem spielerischen Zugang zur Welt der Geräuschmusik. Erwin Stache erfindet nicht nur neue Musikinstrumente, er realisiert auch Dauerinstallationen im öffentlichen Raum, baut Hörspielplätze, wo Spielgeräte zu Klangobjekten werden.

Benjamin Stache (Berlin) bringt die klanglichen Erfindungen seines Vaters mit in Bewegung. Überwiegend mit der Gruppe Atonor, diesmal in Köln im zweisamen Zusammenspiel mit Erwin Stache. In ihren Performances entsteht Vielschichtiges aus elektronischen Rhythmen, akustischen Entdeckungen und einem überraschenden, oft humorvollen Zugang zur Welt der Klänge und der Musik.
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erwinstache.de


Christian Faubel

The Uncontrolled Manifold – Dancing with sympoetic machines – almost like music
Kleine Motoren, winzige Schlagmechanismen, minimalistische Roboter on Overhead

Rhythmus, Projektion, Maschinenpoesie
The Uncontrolled Manifold arbeitet mit eigensinnigen elektronischen Miniatur-Maschinen, die Autonomie und Interaktion auf faszinierende Weise vereinen. Auf Overheadprojektoren tanzend, treten diese Klang- und Bewegungsmodule in ein komplexes Wechselspiel, das hör- wie auch sichtbar wird: Tanzbare Polyrhythmen treffen auf ein hypnotisches Schattenspiel aus Mechanik und Licht. Analoge Oszillatoren steuern selbstorganisierende Dynamiken – ein lebendiges System aus Klang, Bewegung und Bild entsteht. Die Performance macht auf eindrucksvolle Weise erlebbar, welches Potenzial in digitaler und analoger Kommunikation liegt: organisch, offen, unvorhersehbar, Geschichten erzählend und tanzbar.

Christian Faubel (Köln)
The Uncontrolled Manifold ist das aktuelle Performanceprojekt von Christian Faubel, der als interdisziplinärer Wissenschaftler und Künstler forscht und arbeitet. Christian Faubel ist promovierter Elektroingenieur und hat von 2002-2012 am Institut für Neuroinformatik zu autonomen Systemen an der Schnittstelle von Robotik, Neurowissenschaften und Psychologie geforscht. Von 2012 bis 2018 war er Dozent an der Kunsthochschule für Medien Köln im Bereich experimentelle Informatik. Seit 2020 ist er Professor für Smart Connected Products im Studiengang Code & Context der TH Köln. [nach oben]


Marisol Jiménez

Interne
Spring Noise Machines

In ihrer Konzert-Performance Interne verbindet die Klangkünstlerin Marisol Jiménez Komposition mit Improvisation, Selbstbauinstrumenten und maschinellen Klangapparaten – stets auf der Suche nach neuen Formen klanglicher Ausdruckskraft. Mit forschender Neugier und einem tiefen Gespür für Geräusch, Musik, Klang und Struktur erschafft Jiménez dichte elektroakustische Klanglandschaften. Sie performt eine Mixed-Media-Performances aus selbstgebauten Klangobjekten, mechanischen Musikmaschinen, Fundstücken des Alltags, experimentellen Instrumenten wie ihren „Noise Spring Harps“ und eigenen Field-Recordings.

Marisol Jiménez (Berlin)
Die Komponistin, Performerin und multidisziplinär arbeitende Künstlerin, geboren in Mexiko und heute in Berlin lebend, bewegt sich in ihrem Schaffen zwischen komponierter und elektronischer Musik, freier Improvisation, sowie Klang- und Intermediainstallationen. Ihre Werke entstehen oft in interdisziplinären Kontexten. Nach einem Masterstudium in Komposition am Mills College (Oakland, Kalifornien) promovierte sie an der Stanford University. Marisol Jiménez steht für eine künstlerische Haltung, die sich experimenteller Ästhetik, technologischer Innovation und poetischer Ausdruckskraft gleichermaßen verschreibt. [nach oben]


filmstill from MICROCHIROPTERA – POND by Gerald Schauder

THE KNOB, THE FINGER & THE IT 

Critter Jam, Palmtronix, Astrojungle

The Knob, The Finger & The It sind begeisterte Tüftler im Bereich der analogen DIY Elektronik und Elektroakustik und spielen, was sie Critter Jam, Palmtronix und Astrojungle nennen, eine schräge Mixtur hölzern pulsierender rhythmischer Figuren und mikrotonaler Klanglandschaften. The Knob, The Finger & The It sind: Tobias Grewenig, Volker Hennes und Andreas Oskar Hirsch.

Andreas Oskar Hirsch (Köln) ist in den Bereichen bildende Kunst, Klang, Musik, Hörspiel und Text tätig. Seit den späten 1990er Jahren entwickelt und präsentiert er eigene Instrumente und Klangobjekte.
Im Jahr 2005 begann er mit Musikperformances unter Einsatz des von ihm entwickelten Elektrifizierten Palmwedels, einem mikrofonierten Palmblatt. 2014 folgte die Entwicklung des Carbophons, das auf dem Prinzip der afrikanischen Kalimba bzw. Mbira basiert. Gemeinsam mit Patricia Koellges betreibt er das Label makiphon, das sich auf experimentelle Musik und Künstlerschallplatten spezialisiert hat.

Tobias Grewenig lebt und arbeitet in Köln als freier Künstler. Hautsächlich präsentiert Tobias Grewenig installative Arbeiten und audiovisuelle Performances u.a. mit der Künstlergruppe Therapeutische Hörgruppe Köln, dem Ensemble The Knob, The Finger & The It, Modellkorrektur, solar sound ensemble und dem Improvisationskollektiv Frequenzwechsel. Konzeptionen, Entwicklungen Konstruktionen und Programmierungen analoger und elektronischer Instrumente kennzeichnen seine Arbeit, auch für Projekte anderer KünstlerInnen. Er ist Teil von patchbay, einer Gruppe Kölner Enthusiasten die DIY- Elektronik und Synthesizer baut und performt. Seit 2015 lehrt er Hybrid Sound Computing am Institut für Musik Und Medien der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf. 

Volker Hennes lebt in Köln als Klangkünstler und Komponist elektronischer und elektroakustischer Musik. Seine Praxis umfasst live-elektronische und elektroakustische Konzerte, Performance, Hörspiel, Klanggestaltung, Tondramaturgie, Musikalische Programmierung, Elektronische Musik.
Er gehört zu der Künstlergruppe Therapeutische Hörgruppe Köln und The Knob, The Finger & The It. Nach dem Studium an der Kunsthochschule für Medien in Köln, arbeitet er beim WDR-Hörspielstudio, aktuell ist er Dozent an der Kunstakademie Düsseldorf. [nach oben]


Tasos Stamou

modular toys
a portable DIY electroacoustic music studio and hacked electronics 
tragbares DIY-Studio für elektroakustische Musik und gehackte Spielzeuge

Der griechische Klangkünstler Tasos Stamou hat einen unverwechselbaren Stil elektroakustischer Live-Komposition für seine Klangperformances und Aufnahmen entwickelt. Er erkundet den Raum zwischen alter und zeitgenössischer transzendentaler Musik unter Verwendung sowohl traditioneller als auch moderner Medien. Seine Performances – lang, fließend, durchdrungen von Textur und Transformation – entstehen in Echtzeit. Er verwendet ein eher ausgefallenes Setup: ein tragbares elektroakustisches Musikstudio, mit dem er sein Spiel traditioneller Instrumente, Flöten, präparierter Saiten, Rohrblätter, Objekte mit selbstgebauter Elektronik, modularen Synthesizern und live bearbeiteten Feedback-Loops verbindet. Langanhaltenden Klangtexturen und frei improvisierte Instrumentalsoli schaffen in seinen Geräuschmusik-Performances eine besondere und einzigartige Stimmung.

Tasos Stamou ist Komponist und Interpret elektroakustischer Musik, Hersteller alternativer elektronischer Musikinstrumente, Dozent und Tontechniker. Er begann mit dem Circuit Bending, um sein Equipment um innovative und spannende neue elektronische Geräte zu erweitern und seinen Performances und Aufnahmen eine neue Klangpalette hinzuzufügen. Seit 2007 beschäftigt er sich mit dem Hacken von Elektronik für Sound Art Musikproduktionen auch für andere KünstlerInnen. [nach oben]


Hye Young Sin

trashes
Töne aus Dingen, die du sonst wegwirfst.

Die Künstlerin Hye Young Sin beschäftigt sich mit der Umwertung des Alltäglichen. Aus weggeworfenen Verpackungen, alltäglichem Müll und Überresten industrieller Produktionen schafft sie mithilfe von Motoren, Sensoren und Soundmodulen bewegte Klangkörper. Diese erzeugen unvorhersehbare Rhythmen und Bewegungen, die zwischen Kontrolle und Zufall oszillieren. Es entsteht ein dynamisches System an der Grenze von Ordnung und Chaos, dessen leise Töne an Maschinenklänge oder Insektenschwärme erinnern.

Die südkoreanische Klang- und Medienkünstlerin Hye Young Sin lebt und arbeitet in Seoul und Berlin. In Kompositionen, Installationen, Performances und Skulpturen untersucht sie Verbindungen von Klang, Bewegung, Form und Material. Ihre Arbeiten entstehen häufig aus alltäglichen Beobachtungen und einfachen Experimenten. Hye hat an der Seoul National University in Südkorea ihren Abschluss in Verbraucherwissenschaft mit dem Hauptfach Informations- und Kulturtechnik gemacht. Anschließend absolvierte sie ihr Diplom an der Kunsthochschule für Medien in Köln. [nach oben]


© Gerhard Kühne

Nicola L. Hein & Viola Yip

Transsonic

Viola Yip: audiovisuelle Lichtinstrumente
Nicola L. Hein: Gitarre, Elektronik, KI-Programmierung Musikalischer Agenten

Das Cybernetic Ensemble ist ein Mensch, Maschinen, Robotik Projekt von Nicola L Hein. Mit Hilfe von KI und Programmierungen ist Hein in der Lage, die Robotikmusik-Instrumente musikalisch interagieren und gemeinsam mit menschlichen Musikern improvisieren zu lassen. Kybernetische Bildung von musikalischen Strukturen und die musikalische Improvisation in Echtzeit lassen die Grenzen zwischen künstlicher Intelligenz, Robotik und menschlicher Kreativität verschwimmen. In dieser audiovisuellen Konzert-Performance von Yip und Hein trifft musikalische Innovation auf künstliche Intelligenz. Im Zentrum steht das Musical Agent System* – ein Zusammenspiel aus Machine Learning, Robotik und Lichtkunst, welches die Grenzen zwischen Technik und künstlerischem Ausdruck auslotet. Fünf von Godfried-Willem Raes entwickelte Musikroboter – Fa, Heli, Hybr, Troms und Per – werden gesteuert durch eine eigens von Hein programmierte Machine-Learning-Software. Als wären die Kraftwerk Textfragmente Die Roboter für das Cybernetic Ensemble geschrieben: Jetzt sind wir voller Energie – Wir sind auch alle programmiert – Und was du willst wird ausgeführt – Wir sind die Roboter. Das Septett besteht aus Heins Gitarrenspiel, Yips Lichtinstrumenten und den Musikroboter. Dank der KI-basierten Steuerung entsteht eine dynamische Improvisation in Echtzeit: Mensch, Maschine, Licht und die Roboter interagieren live – überraschend und komplex.

Nicola L. Hein ist Gitarrist, Komponist, Klangkünstler und Forscher im Bereich Musikästhetik und Kybernetik, Professor für Sound Arts & Creative Music Technology und künstlerischer Leiter des Studios für elektronische Musik an der Hochschule für Musik Lübeck und lebt in Berlin.
 
Viola Yip ist eine in Berlin und New York lebende Komponistin, Performerin, Improvisatorin, Klangkünstlerin und Instrumentenbauerin. Aktuell forscht sie an Erweiterungen ihrer Arbeit im Rahmen des Musikfonds Stipendienprogramm zur Künstlichen Intelligenz.

Stichting Logos in Gent ist ein Zentrum für experimentelle Musik. Sie schlägt eine Brücke zwischen Wissenschaft und Kunst. In der Werkstatt werden Installationen, Interfaces und Musikinstrumente geschaffen und im Konzertsaal befindet sich ein „Roboter-Orchester“ mit mehr als 70 automatischen Musikinstrumenten. [nach oben]


Jens Brand & Sukandar Kartadinata/glui

motors & gourds || electric guitar & case

Ähnlich wie die Gitarren, die weltweit für alle Arten von Musik verwendet werden, dienen die Calabas Goerds als grenzüberschreitende Kulturpflanze für alle möglichen Zwecke. Während Sukandar auf seiner selbstgebauten und stark modifizierten Gitarre spielt, ist er an Jens‘ Motorinstrument angeschlossen, das in seinen getrockneten und hohlen, handgefertigten Kürbissen mitschwingt und die Musik so akustisch wie möglich macht. 

Jens Brand lebt in Berlin. Er arbeitet mit künstlerischen und oft auch hypothetischen Modellen, mit Apparaten, Maschinen, Motoren oder Strukturen, die naturwissenschaftliche, technologische, philosophische, historische und Sciencefiction Bezüge haben. Er bewegt sich zwischen den Feldern experimenteller intermedialer Musik, Klangkunst, Hörspiel, Installationen, Intermedialität und fiktiv utopischem. Brand ist Professor für Klang in der Bildenden Kunst an der HBK Braunschweig.

Der in Berlin lebenden Musiker Sukandar Kartadinata/glui fertigt moderne Musikinstrumente, die nicht aus Holz oder Messing, sondern aus Code und Mikrochips bestehen. Seine Instrumente sind in der Regel maßgeschneidert und richten sich nach den spezifischen Bedürfnissen einzelner MusikerInnen oder MedienkünstlerInnen für die er baut und programmiert. Kartadinata studierte Informatik an der FH Karlsruhe, entwickelte jedoch den Großteil seiner Fähigkeiten während seiner Tätigkeit bei den Musiktechnologie-Institutionen ZKM, STEIM und CNMAT. [nach oben]



Ich bedanke mich bei den Förderern der Kunststiftung NRW, dem Musikreferat im Kulturamt der Stadt Köln für ihr Vertrauen und den Unterstützenden ON Cologne, 674fm, TURISTARAMA und Alte Feuerwache Köln.